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Herbstzeit ist Apfelzeit - FH OÖ Expertin über Wissenswertes rund um Äpfel

Seit ihrem Amtsantritt an der FH Oberösterreich in Wels hat Dr. Claudia Probst viele Anfragen rund um Fruchtpflanzen beantwortet. Nun steht sie für ein aktuelles Thema – der Apfelernte - mit Antworten zur Verfügung.


Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Apfelernte?

Die verschiedenen Apfelsorten reifen nicht zur gleichen Zeit. Einige sind zum sofortigen Verzehr geeignet – meist die frühreifen Äpfel, andere sind zum Einlagern. Man nennt dies die Pflückreife und die Genussreife. Die Reife ist zudem abhängig von den klimatischen Bedingungen. Ein zu früh gepflückter Apfel schrumpelt schneller und der Geschmack lässt dann oft zu wünschen übrig. Zu spät gepflückte Äpfel werden häufig mehlig oder faulen sehr schnell.  

Auf was soll man bei der Ernte achten?

Beim Einlegen in eine Kiste oder Korb sollte darauf geachtet werden, dass keine Druckstellen oder Verletzungen am Apfel entstehen. Jede Verletzung ruft Pilze und Fäulnisbakterien auf den Plan. So kann es zu einer Lagerfäule kommen. Außerdem ist der Einsatz eines Apfelpflückers, einem Textilsack mit Stiel, ratsam.  

Wie lagert man Äpfel richtig?

Späte Apfelsorten kann man optimal in einem kühlen Keller lagern. 4-6 Grad beständige Temperatur und eine Luftfeuchtigkeit von 90% sind optimal. Die Lagerkisten sollten gut belüftet sein – keine Sackerl verwenden. Damit wird der Abbauprozess des Apfels verlangsamt.  

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Äpfel aus?

Heuer ist sehr häufig vorgekommen, dass Äpfel einen Sonnenbrand – also braune Flecken bekommen haben. Der ‚Sonnenbrandfleck‘ ist die Bezeichnung für eine goldene oder bronzefarbene Hautverfärbung von Äpfeln, die dadurch entsteht, dass eine Seite der Früchte intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Es beeinträchtigt das Aussehen der Früchte, aber normalerweise wird die Haut nicht zerstört, und die darunterliegenden Gewebe zeigen kein Anzeichen eines Zusammenbruchs. Tatsache ist, dass das Fleisch im sonnenverbrannten Bereich fester sein kann als auf der unbeschädigten Seite, aber der Sonnenbrandfleck neigt dazu, bei der Lagerung schneller zu erweichen. Echter Sonnenbrand, oder auch ‚Sonnenbrandwunde‘ genannt, tritt auf, wenn ein Apfel, der beschattet wurde, plötzlich einer intensiven Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Die Verletzung erscheint als weiße oder gelbbraune Flecken, und hinzu kommen ernstere Gewebeverletzungen. Die Verletzung tritt häufig bei Äpfeln auf, die an der Südseite eines Baumes hängen (hier ist die Bestrahlung am Nachmittag am längsten), oder auch bei Früchten, die auf den Boden gefallen sind. Gelegentlich werden bei der Lagerung Äpfel mit braunen, etwas verschrumpelten und eingesunkenen Bereichen gefunden, die vor dem Lagern der Früchte nicht sichtbar waren. Dieser Zustand, der als verzögerte Sonnenbrandwunde bekannt ist, bietet Zugangspunkte für Zerfallsorganismen wie den Pilz, der die Alternaria-Fäule verursacht. Die heurigen Wetterbedingungen haben uns eine große Menge an Äpfeln beschert. Durch die hohen und langanhaltenden Temperaturen ist es jedoch im Sommer zu verstärktem Abfallen von Äpfeln gekommen. Dem kann man nur entgegenwirken, in dem man regelmäßig die Bäume bewässert. Im Übrigen brauchen die Äpfel auch kühle Nächte, um das satte Rot entwickeln zu können.  

Apfelfall im Juni – ist das normal?

Im Juni gibt es einen natürlichen Apfelfall. Der Baum kann nicht alle Äpfel „durchbringen“ und wirft einige ab. Er braucht in dieser Zeit auch Energie, um die Knospen für das nächste Jahr zu bilden. Produziert er keine Knospen, dann trägt er im Folgejahr auch keine (oder nur sehr wenige) Früchte. Wichtig ist in diesem Zusammenhang das regelmäßige, richtige Beschneiden von Apfelbäumen im Frühjahr sowie das Ausdünnen per Hand, und zwar schon vor dem natürlichen Apfelfall im Juni. Wichtig zu beachten ist, dass zwischen den Äpfeln eine Hand breit frei bleiben sollte, um genügend Lichteinfall und Luftdurchzug zu ermöglichen. Nur so kann der Baum große und gesunde Äpfel produzieren ohne seine Energiereserven anzuzapfen. Sollte der Baum allerdings öfter oder kurz vor der Ernte Äpfel fallen lassen, dann kann dies die Ursache von Mineralstoffmangel (zu wenig Magnesium oder zu wenig Kalium), Wassermangel, starker Blattbefall mit Insekten oder Milben, oder eben ein Überschuss an Äpfeln sein.   

Äpfel haben oft braune Flecken – sind das Schönheitsfehler?

Braune Flecken können viele Ursachen haben. Eine Erklärung ist zum Beispiel die durch Kalzium Mangel hervorgerufene Stippigkeit beim Apfel. Die braunen Flecken nennt man demnach Stippen und sie sorgen oftmals für einen bitteren Beigeschmack. Symptome der Stippe sind stärker ausgeprägt an Früchten von jungen Bäumen, besonders wenn die Ernte leicht ist. Sie ist schlimmer bei großen Äpfeln als bei kleinen, und schlimmer bei Äpfeln, die gepflückt werden, wenn sie noch nicht reif sind. Stippe wird zudem durch eine unregelmäßige Wasserversorgung begünstigt. Stippe wird auch durch einen zu starken Rückschnitt, durch Ringeln der Äste oder anscheinend durch jede Situation, die eine Wasserkonkurrenz zwischen den Blättern und Früchten verursacht, erhöht. Der Stippigkeit kann man durch regelmäßige Bewässerung und einer Kalziumspritzung (1 bis 2 Wochen) vor der Fruchtreife vorbeugen.  

Apfelsaft und Co – muss man die braunen Stellen entfernen?

Die kleinen braunen Flecken vom Kalziummangel müssen nicht entfernt werden. Jedoch müssen faulige Stellen entfernt werden, damit keine Pilze in den Saft kommen. Bedenklich ist hier vor allem ein Schimmelpilzgift names Patulin, das ein Nebenprodukt des Stoffwechsels mehrerer Schimmelpilzarten ist. Es ist vielleicht nicht das stärkste Gift allerdings gab es einige Studien, die leichte karzinogene Tendenzen gezeigt haben. Allerdings ist bei Äpfeln Patulin nur in den fauligen Gewebsstellen (also alles Braune) zu finden, sodass bei großzügigem Entfernen der angefaulten Stellen das Obst noch verarbeitet bzw. verzehrt werden kann. Abschließend sollte gesagt sein, dass es wichtig ist, einen Apfel richtig von einem Baum zu pflücken. Die Knospe des nächsten Jahres (von der wir hoffen, dass sie blüht, bestäubt und zu einem leckeren Apfel wird) ist bereits am Baum entstanden und liegt oft direkt neben dem reifen Apfel. Wenn ein Apfel mit zu viel Kraft gepflückt oder vom Baum gezogen wird, kann dies zu irreversiblen Schäden an der Knospe führen.

Dr. Claudia Probst Foto: Privat