NewsVerfahrenstechnische Produktion

€ 12.000 Euro Preisgeld für die besten Diplom- und Masterarbeiten des „Innovation Awards FH Wels 2014“

WELS. Bereits zum elften Mal wurde vor rund 300 Gästen im Minoritenkloster der „Innovation Award FH Wels“ vergeben. Mit dem vom FH-Förderverein Wels gestifteten Preis werden Diplom- und Masterarbeiten, die konkrete industrielle Problemstellungen mit besonders innovativen Ideen lösen, ausgezeichnet. Der Maschinenbau-Absolvent Stefan Oberpeilsteiner gewann den Innovation Award in der Kategorie Technik mit einer Berechnungsmethode der Faserverteilung in kurzfaserverstärkten Kunststoffen für die Flugzeug- und Fahrzeugindustrie. Dominik Leuzinger (Innovation and Product Management-Absolvent) beschäftigte sich in seiner Masterarbeit mit einer Management-Strategie für radikale, revolutionäre Ideen für die Firma Fronius. Er gewann damit in der Kategorie „Wirtschaft & Innovation“. Die Kategorie „Umwelt und Naturwissenschaften“ entschied der Öko-Energietechnik-Absolvent Armin Winkler für sich. Er hat für Airbus-Flugzeuge die Berechnungsmethoden für das Luftverteilungssystem im Passagierraum optimiert. Forschungsassistent des Jahres wurde Raimund Edlinger. Der Publikumspreis, der vom Publikum mit einer Ballwurfabstimmung durchgeführt wurde, ging schlussendlich an Dominik Leuzinger.

Verliehen wurden die Preise von LAbg. Doris Schulz, dem Welser Vize-Bürgermeister Hermann Wimmer, der die Räumlichkeiten in den Minoriten zur Verfügung stellte, dem Fördervereins-Obmann Günter Rübig, dem neuen Sparkassen OÖ-Vorstandsdirektor Herbert Walzhofer und IV-Präsident Axel Greiner.

Die hochdotierten Zuwendungen für die 9 prämierten Diplom- und Masterarbeiten und die  nominierten ForschungsassistentInnen wurden vom FH-Förderverein Wels gesponsert. Der/die jeweilige Kategorie-GewinnerIn kann sich über einen Scheck in der Höhe von 1.500 Euro freuen, der/die Zweite über 1000 Euro und der/die Dritte erhält 500 Euro.

Investition in Bildung und Forschung ist Investment in die Zukunft Oberösterreichs
Damit Oberösterreich im internationalen Wettbewerb auch weiterhin erfolgreich bestehen kann, ist es unerlässlich, verstärkt auf Bildung und Forschung zu setzen. 2014 investiert das Land Oberösterreich daher 30 Millionen Euro in Hochschulen und Universitäten. Das sind um 4,8 Millionen mehr als 2013. „Das zusätzliche Geld kommt auch dem Ausbau der FH Oberösterreich zu Gute. Wir investieren am Campus Wels zum Beispiel in den neuen Studiengang BauingenieurIn“, so Landesrätin Doris Hummer in der Pressekonferenz.

Industrie 4.0: Verschränkung von IT und Technik
Das Einfließen der IT in die industrielle Produktion – wir sprechen von Industrie 4.0 und Cybermechatronik – ist die Schlüsselfunktion für die Zukunft der Industrie. Dazu sind top ausgebildete technische Hochschulabsolventen nötig. Die FH Oberösterreich in Wels und Hagenberg ist zwar bereits der größte Lieferant Oberösterreichs an technischen Akademikern, jedoch ist der Bedarf ein Vielfaches.

„Neben einem interessanten Studienangebot sind die räumlichen Rahmenbedingungen eine Grundvoraussetzung, um mehr Jugendliche für ein technisch-naturwissenschaftliches Studium in Wels begeistern zu können. Ein zusätzliches Studentenheim in Wels ist daher unumgänglich! Nicht nur die Innenstadt erfährt eine Aufwertung durch ein neues Studentenheim, der ganze Wirtschaftsstandort Oberösterreich profitiert von internationalen Fachstudierenden, die sich in Wels – viele davon auch dauerhaft – niederlassen.“, so FH-Fördervereins-Obmann Rübig.

1. Platz Kategorie Wirtschaft & Innovation:
Dominik Leuzinger, 28 Jahre, Obermühlau


Management-Strategie für radikale, revolutionäre Ideen

In der unternehmerischen Praxis werden aufgrund von etablierten Standards und Innovationsprozessen radikale Innovationsideen, die außerhalb des bisherigen Geschäftsfokus liegen, sehr häufig frühzeitig ausgeschieden bzw. nur unsystematisch bearbeitet. Außerdem stehen meist ungenügend Ressourcen und Organisationseinheiten zur Verfügung, um dieses Innovationspotenzial ausreichend zu nutzen.

„In meiner Masterarbeit habe ich für die Fronius International GmbH eine systematische Vorgehensweise zur Entwicklung radikaler bzw. revolutionärer Ideen in Form eines sogenannten Frameworks entwickelt. Vom Beginn eines Forschungsprojektes bis hin zur Markteinführung werden die nötigen organisatorischen Strukturen, Prozesse und unternehmenskulturellen Aspekte berücksichtigt. Am Anfang steht dabei die strategische Ausrichtung des F&E-Portfolios, eine umfassende Projekt- und Portfolio-Bewertung, sowie der Aufbau von spezifischen Kompetenzen“, erklärt Leuzinger.

„Das von Herrn Leuzinger entwickelte Konzept schafft Orientierung für die Zusammenarbeit zwischen F&E, Marketing und Sales. Aufbauend auf dieses Modell durchläuft ein aktuelles Pilot-Forschungsprojekt von Fronius bereits die ersten Schritte dieses Frameworks. Auch die Bewertung der Forschungsprojekte erfolgt nach den von Herrn Leuzinger erarbeiteten Kriterien. Durch den Einsatz von speziellen Tools ist außerdem eine zielgerichtete Ressourcenplanung möglich.
Ich möchte Herrn Leuzinger zu dieser hervorragenden Arbeit herzlich gratulieren. Das Themenfeld „radikale Innovationen“ gehört zu den theoretisch wie praktisch bisher weniger durchdrungenen Problemstellungen des Innovationsmanagements. Die Arbeit von Herrn Leuzinger fokussiert sich genau auf diese Lücke. Sie trägt nun zur Erhöhung der Effektivität von radikalen Innovationsphasen bei Fronius bei und stellt auch ein wertvolles Referenzmodell für andere technologiebasierte Unternehmen dar“, freut sich sein Betreuer FH-Prof. Mag. Dr. Kurt Gaubinger.

1. Platz Kategorie Umwelt & Naturwissenschaften:    
Armin Winkler, 25 Jahre, Bad Leonfelden


Berechnungsmethoden für (Mehr-)Lochblenden in Flugzeugluftverteilungssystemen

In Flugzeugen wird die Luft für die Passagierkabine vom Turbinen-Verdichter abgezweigt. Die Luft steht dabei unter hohem Druck und ist erwärmt. Nach einer Aufbereitung wird die Luft mit Hilfe von Druckreduzierern - sogenannten Blenden - möglichst gleichmäßig im Passagierraum verteilt.

Die Luftleitungen im Flugzeug weisen unterschiedliche Geometrien auf, sodass es zu unterschiedlichen Luftströmen kommen kann. Mit Hilfe einer richtig dimensionierten Blende kann der Luftstrom optimal reguliert werden und das erzeugt ein optimales Raumklima auf allen Passagierplätzen.

Derzeit werden Einloch- und Mehrlochblenden eingesetzt. Für die Druckverlustberechnung durch Blenden existieren zwar bisher zahlreiche Berechnungsmethoden, jedoch deckt keine alle unterschiedlichen Geometrien dieser Blenden ab.

„In meiner Masterarbeit bei Airbus in Hamburg habe ich Laborversuche durchgeführt und mit Hilfe von Simulations-Software das Verhalten der Passagierluft im Innenraum eines Flugzeuges berechnet. Mir ist es dabei gelungen, ein einfaches und schnelles Berechnungsmodell zu erstellen, das das Verhalten von Einloch- und Mehrlochblenden zur Druckreduzierung gleichermaßen abdeckt. Zusätzlich habe ich mit diesen Strömungssimulationen Vorschläge liefern können, wo man Heiz-Panele optimal im Flugzeug positionieren soll, damit die Passagiere ein angenehmes Raumklima empfinden“, erklärt Winkler.

„Die Aufgabe von Herrn Winkler bestand darin, das Luft- und Wärmeverteilsystem in Passagier-Flugzeugen zu analysieren und weiterführende Vorschläge zu erstellen. Er führte Laborversuche durch, benützte modernste CFD-Strömungssimulationssoftware zur Berechnung von 3-dimensionalen Strömungsprofilen und es gelang ihm, ein einfaches und schnelles Berechnungsmodell zu erstellen, das das Verhalten aller verwendeten Ein- und Mehrlochblenden zur Druckreduzierung abdeckt. Die Entwicklungsphase der Zuluftsysteme ist somit viel einfacher und kürzer und es werden wertvolle Entwicklungskosten gespart. Dieser Vorschlag wird von Airbus nun weiterverfolgt. Die Blendenmodelle werden bereits eingesetzt“, freut sich sein Betreuer DI Dr. Georg Aichinger.

1. Platz Kategorie Technik:
Stefan Oberpeilsteiner, 24 Jahre, Sarleinsbach


Berechnung der Faserverteilung in kurzfaserverstärkten Kunststoffen für die Flugzeug- und Automobilindustrie

Sparsame Flugzeuge und Automobile sind gefragt. Die Konstrukteure setzen daher verstärkt auf Leichtbauteile bzw. Faserverbundwerkstoffe. Häufig werden kurzfaserverstärkte Bauteile für Leichtbauanwendungen mit immer höheren Belastungen eingesetzt. Diese Bauteile können im Spritzgussverfahren schnell und kostengünstig hergestellt werden. Einen Nachteil haben derartige Bauteile derzeit noch: Die Faserorientierung und die Faserlängenverteilung ist im Inneren der Teile unterschiedlich ausgeprägt. Das beeinflusst die statische Festigkeit und die Lebensdauer der Bauteile.

Das Wissen über das Festigkeits- und Schädigungsverhalten dieser Materialen ist daher von wesentlicher Bedeutung. Bisher wurde bei den Berechnungen eine homogene Verteilung der Faserorientierung und –länge angenommen, was zu ungenauen Aussagen über die Festigkeit führte.

„Mit numerischen Berechnungsansätzen und Laborversuchen im Computertomograph an der Welser FH habe ich in meiner Diplomarbeit die Steifigkeits- und Festigkeitsverhalten von kurz-glasfaserverstärktem Kunststoff analysiert. Durch die Auswertung der µCT-Bilder konnte ich lokale Schäden detektieren. Zusätzlich dazu habe ich auf Basis dieser µCT-Daten ein numerisches Simulationsmodell der Probengeometrie mit der genauen Verteilung der Faserorientierung und der Faserlängenverteilung erstellt. Somit kann mit speziellen Auswerte-Algorithmen bereits am Computer festgestellt werden, wie sich das Bauteil bei Spannungen und Dehnungen verhalten wird“, erklärt Oberpeilsteiner.

„Die in der Arbeit erstellten Berechnungsmodelle und die Kopplung mit µCT-Messungen sind ein völlig neuartiger Ansatz, der bislang in der Literatur nicht beschrieben wurde. Die Arbeit zeigt eine Art der Untersuchung der Materialeigenschaften auf Mikro-Ebene. Alle für die Analyse notwendigen Software-Tools wurden von Herrn Oberpeilsteiner selbst entwickelt. Die Lebensdauer und die Gewichtsersparnis der kurzfaserverstärkten Bauteile können nun mit dieser neuen Berechnungsmethode stark verbessert werden. Das stärkt die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Automobil- und Luftfahrtzulieferer. Die Ergebnisse werden außerdem im kommenden Jahr auf internationalen Konferenzen und in wissenschaftlichen Journalen präsentiert“, freut sich sein Betreuer FH-Prof. DI Dr. Thomas Reiter.

1. Platz Kategorie ForschungsassistentIn des Jahres:
Raimund Edlinger, 32, 4600 Wels


Mobile autonome Roboter

Die Rettungsroboter des Welser FH-RoboRacing-Teams sollen in einsturzgefährdete Gebäude – wie sie nach Erdbeben oder Explosionen oft vorkommen – einfahren. Dabei müssen sie unwegsames Terrain überwinden und mittels Wärmebildkamera, Webcams, CO2-Sensor und Mikrofon nach Verletzten suchen, diese dann in eine mit einem Laserscanner aufgezeichneten Karte markieren und via WLAN an die Einsatzzentrale senden. Zusätzlich haben die Roboter den Auftrag, Hilfspakte zu den erkannten Opfern zu bringen, welche zum Beispiel Wasser, lebensnotwendige Medikamente oder Nahrung sein können.

„Die Fortbewegung von mobilen Robotern stellt verschiedenste Anforderungen an das Gesamtsystem. Einerseits muss ein Roboter schnell und agil sein, andererseits soll ein solches System in rauem Gelände zurechtkommen, wie z.B. mit Geröll, Kies oder Treppen. Kettengetriebene Roboter werden oftmals als bester Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Geländegängigkeit angesehen, die aber einen hohen Energiebedarf haben.
Das Grundgerüst des neuartigen Leichtbau-Konzepts besteht aus einer Aluminiumkonstruktion, die wir mit Kohlefaser-Komponenten verstärkt haben. Weiters haben wir erstmals einen omni-driektionalen Antrieb entwickelt, der dem Roboter erlaubt, in alle Richtungen auf unwegsamem Gelände zu fahren. Diese innovativen Eigenschaften haben den Vorteil, dass der Roboter sich in jede erdenkliche Richtung bewegen kann. Einerseits können neben der Vorwärts-, Rückwärts-, Links/Rechts-Bewegung auch seitliche und schräge Fahrtrichtungen vorgenommen werden“, erklärt Edlinger.

Das FH-RoboRacing-Team mit Teamleiter Raimund Edlinger belegte bei der RoboCup-WM in Eindhoven mit dem Rettungsroboter MARK den hervorragenden 2. Platz im Bewerb „Best of manipulation“. Erst kürzlich wurde der Rettungsroboter auch mit dem futurezone-Award ausgezeichnet.

Raimund Edlinger ist seit 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Oberösterreich in Wels und hat bereits zahlreiche Publikationen in Fachzeitschriften für autonome, mobile Roboter veröffentlicht. Er hat an der FH Oberösterreich die beiden Studiengänge Automatisierungstechnik Diplom und Master erfolgreich absolviert.

Bildunterschrift: v.li.n.re. Vize-Bürgermeister Hermann Wimmer, FH-Förderverein Wels-Obmann Günter Rübig, LAbg. Doris Schulz, IV OÖ-Präsident Axel Greiner, Dominik Leuzinger, FH OÖ-Geschäftsführer Gerald Reisinger, Stefan Oberpeilsteiner, Sparkassen OÖ-Vorstandsdirektor Herbert Walzhofer, Armin Winkler, Raimund Edlinger, FH-Dekan Günther Hendorfer.

Alle Ehrengäste und GewinnerInnen des INNOVATIONawards FH Wels 2014.

Festredner Dr. Rudolf Taschner begeisterte das Publikum.

Pressekonferenz: v.li.n.re. FH OÖ Geschäftsführer Gerald Reisinger, FH-Förderverein Wels-Obmann Günter Rübig, LR Doris Hummer, Stadtrat Walter Zaunmüller, FH-Dekan Günther Hendorfer