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Der „Innovation Award FH Wels 2011“ ist vergeben

Bereits zum achten Mal wurde vor rund 300 Gästen im Minoritenkloster der „Innovation Award FH Wels“ vergeben. Mit dem vom FH-Förderverein Wels gestifteten Preis werden Diplomarbeiten, die konkrete industrielle Problemstellungen mit besonders innovativen Ideen lösen, ausgezeichnet. Christiane Lassnig gewann den Innovation Award in der Kategorie „Wirtschaft & Innovation“ mit einem Konzept für die Energierückgewinnung aus dem Abgasstrom für die Stahlindustrie. Silvia Nöbauer beschäftigte sich in ihrer Diplomarbeit mit der Optimierung der biotechnologischen Wasserstoffproduktion und war damit in der Kategorie „Umwelt & Naturwissenschaften“ siegreich. Robert Presl automatisierte in seiner Diplomarbeit ein faseroptisches Messsystem und gewann damit die Kategorie „Technik“. Forschungsassistent des Jahres wurde Stefan Reichl. Der Publikumspreis, der mit einer innovativen Lasermessung ermittelt wurde, ging schlussendlich an Silvia Nöbauer.

Verliehen wurden die Preise von Bundeministerin Dr.in Beatrix Karl, Landesrätin Mag.a Doris Hummer, dem Welser Bürgermeister Peter Koits, der die Räumlichkeiten in den Minoriten zur Verfügung stellte, dem Fördervereins-Obmann Günter Rübig und dem Sparkassen-Generaldirektor Markus Limberger.

Die hochdotierten Zuwendungen für die 9 prämierten Diplomarbeiten wurden vom FH-Förderverein Wels gesponsert. Der/die jeweilige Kategorie-GewinnerIn kann sich über einen Scheck in der Höhe von 1.200 Euro freuen, der/die Zweite über 800 Euro und der/die Dritte erhält 400 Euro. Weiters wird beim Innovation Award FH Wels 2011 der/die „ForschungsassistentIn des Jahres“ gekürt. Auch hier werden 1.200, 800 und 400 Euro Preisgeld ausgeschüttet.

Optimierung der biotechnologischen Wasserstoffproduktion – Kategorie Umwelt & Naturwissenschaften


Wasserstoff wird oft als „Energieträger der Zukunft“ bezeichnet, der keinerlei schädliche Emissionen, insbesondere kein Kohlendioxid, verursacht. Die Wasserstoffproduktion ist jedoch sehr energieintensiv.

Silvia Nöbauer hat in ihrer Diplomarbeit im Rahmen des internationalen Projektes „Hyvolution“ für die Profactor GmbH an der Entwicklung eines Bioprozesses zur dezentralen Herstellung von Wasserstoff gearbeitet.

Wasserstoff kann über biologische Wege mittels Biomasse als Substrat produziert werden. Eine Möglichkeit dazu ist die sogenannte Dunkelfermentation, die durch verschiedene Stoffe, wie zB den produzierten Wasserstoff selbst und Stoffwechselprodukte etc. gehemmt wird.

„Die biologische Wasserstoffproduktion ist ein relativ anfälliger Prozess, der im Labor nicht einfach, im Technikumsmaßstab noch viel schwieriger durchzuführen ist. In meiner Diplomarbeit habe ich ein konventionelles und ein neu entwickeltes Hochleistungsbioreaktorsystem zur Wasserstoffproduktion mittels Dunkelfermentation verglichen. Bisher wurden Tropfkörperfermenter zur Wasserstoffproduktion verwendet. Wir haben nun ein neuartiges kombiniertes Tropfkörper/Fließbettsystem entwickelt, getestet und automatisiert“, erklärt die 25-jährige Holzhausnerin.

In den Versuchen konnte gezeigt werden, dass der Prozess der Dunkelfermentation in einem kombinierten Tropfkörper/Fließbettsytem sehr stabil ist und allen anderen Fermentationssystemen vorzuziehen ist. So wird auch das nächste upscale des Projektes im Pilotmaßstab von 580 l in diesem System ausgeführt.


Energierückgewinnung für die Stahlindustrie – Kategorie Wirtschaft und Innovation


In der Stahlindustrie wird in einem Elektrolichtbogenofen Schrott zur Verwendung als Stahl-Neuprodukt eingeschmolzen. Während dieses Prozesses fällt heißes Abgas an. Dieses wurde im bisherigen Abgasreinigungsverfahren zwar gekühlt, die im Abgasstrom enthaltene Energie wurde jedoch in der Regel, ohne weitere Nutzung, über ein Wasserkühlsystem an die Umwelt abgegeben.

Christiane Lassnig hat in ihrer Diplomarbeit eine umfassende Ist-Analyse der Abgaskühlung im Elektrolichtbogenofen erstellt und Lösungsmöglichkeiten für die Energienutzung und –speicherung erarbeitet.

„In einer Technologiestudie habe ich technische Konzepte für die Energierückgewinnung aus dem Abgas untersucht. Mögliche Lösungen wurden unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten evaluiert. Die Energierückgewinnung mittels Dampfkühlung hat sich als die beste Lösung herausgestellt“, erklärt die 26-jährige Linzerin.

Die Verstromung des gesamten erzeugten Dampfes in einer Dampfturbine ist wirtschaftlich und ökologisch die attraktivste Lösung und bringt dem Unternehmen auch ein zusätzliches Verkaufsargument für innovative Umwelttechnik.

Um für die Verstromung die Energie gleichmäßig zur Verfügung zu stellen, hat Christiane Lassnig eine Energiespeicherung in das Rückgewinnungskonzept integriert. Der Energiespeicher versorgt die Turbine während der Zeit des Chargenwechsels, in der kein Abgas anfällt. Die Ergebnisse dieser umfassenden Machbarkeitsstudie werden von Siemens VAI bereits in der Praxis umgesetzt.

Automatisiertes Messsystem für faseroptischer Dehnungssensoren – Kategorie Technik

Dehnungssensoren werden in vielen technischen Bauteilen (zB in Flugzeugbauteilen, im Schienenverkehr, bei Windkraftanlagen), aber auch in Bauwerken (zB in erdbebengefährdeten Gebieten) zur Überwachung eingesetzt. Konventionelle Sensoren stoßen dabei immer mehr an ihre Grenzen. Eine mögliche Lösung dieses Problems stellt die Verwendung faseroptischer Sensoren dar, die in vielerlei Hinsicht konventionellen Sensoren überlegen sind.

Robert Presl hat sich in seiner Diplomarbeit mit diesen hochwertigen Sensoren beschäftigt. In der Praxis werden sie eher selten eingesetzt, wodurch die Kosten immer noch vergleichsweise hoch sind. Vielfach kommt die Faseroptik erstmals zum Einsatz. Die dabei auftretenden Effekte sind noch nicht hinreichend verstanden und daher weltweit Thema von Forschungsprojekten.

„In meiner Diplomarbeit habe ich ein automatisiertes Messsystem entwickelt, mit dem sowohl einige der charakteristischen Eigenschaften auf effiziente Art ermittelt und überprüft, aber auch die verschiedenen Effekte faseroptischer Sensoren mit hoher Genauigkeit untersucht werden können“, erklärt der 33-jährige Grazer

Der Vorteil dieser Entwicklung ist, dass auf einer einzigen Faser hunderte Sensoren aufgebracht werden können und simultan mit einem einzigen Kanal ausgelesen werden. Der Verkabelungsaufwand einer klassischen Dehnungsmessstreifen-Installation ist ungleich höher. Darüber hinaus ist die Übertragung der Messdaten aufgrund des Glasfaserkabels resistent gegen elektromagnetische Strahlungen, die das Messergebnis verfälschen würden. Das bringt den Unternehmen wirtschaftliche Vorteile und genauere Daten.

Forschungsassistent des Jahres


Stefan Reichl wurde als Forschungsassistent des Jahres 2011 gekürt:
Qualitativ hochwertige Landmaschinen müssen immer energieeffizienter – das heißt leichter, aber auch beanspruchbarer werden. Diese Rahmenbedingungen müssen bei der Neuentwicklung von Landmaschinen eingehalten werden.

„Ziel unseres Forschungsprojektes ist es, bereits vor dem Bau eines ersten Landmaschinen-Prototyps die zu erwartenden Belastungen für die einzelnen Maschinenbauteile ermitteln zu können. Es werden sowohl die Eigenschaften der Maschinenbauteile als auch jene des Bodens bzw. des Fahrers simuliert und es können verschiedene Fahrzustände berücksichtigt werden.“, erklärt der 27-jährige Urfahraner.

Nach der Fertigstellung des ersten Prototyps wird die Haltbarkeit der Maschine in einem Feldversuch oder einem gerafften Prüfstandslauf verifiziert. Unterstützt wird dieser Test durch ein im Forschungsprojekt entwickeltes virtuelles Prüfstandsmodell. Das Projekt ist bereits bei Pöttinger im Testeinsatz.

Technisches Know-how ist Speerspitze für Wohlstand


„Ohne unseren wichtigsten „Rohstoff“ helle Köpfe werden Investitionen in Forschung und Produktionskapazitäten zukünftig nicht mehr in Oberösterreich stattfinden. Das wäre für unser Land ein volkswirtschaftlicher Supergau, den es unbedingt zu vermeiden gilt. Technische AbsolventInnen sind daher auch in Zukunft stark gefragt. Der „Innovation Award FH Wels“ soll jungen Leuten zeigen, dass das Entwickeln von Innovationen eine spannende Herausforderung darstellt. Die Industrie unterstützt die Führungskräfte von morgen dabei“, freut sich der FH-Fördervereinsobmann DI Günter Rübig über die gelungene Veranstaltung.

Frauen beim Innovation Award erfolgreich


„Es freut mich sehr, dass heuer zwei der Preisträger Frauen sind. Die FH setzt schon seit vielen Jahren Maßnahmen, um mehr Interessentinnen für ein technisches Studium zu gewinnen, dazu zählen unter anderem die Teilnahme an Programmen wie ‚FIT – Frauen in die Technik‘, ‚Girls Day‘ und ‚Power Girls‘,“ so Landesrätin Mag.a Doris Hummer. „Der Innovation Award zeigt deutlich, über welch enormes Potential diese jungen Menschen verfügen. Besonders erfreulich ist dabei, dass bei den Studien- und Forschungsprogrammen in Wels eben jene Themen im Fokus stehen, die seitens des Landes Oberösterreich im Wirtschafts- und Forschungsprogramm ‚Innovatives OÖ 2010plus‘ als ganz besonders wichtig erachtet werden wie Mechatronik, innovative Werkstoffe oder Energieforschung.“ 

Die Innovation Award-Gewinner mit den Ehrengästen: v.li.n.re.: Landesrätin Doris Hummer, Dekan Dr. Burkhard Stadlmann, Bundesministerin Beatrix Karl, Silvia Nöbauer, FH OÖ Geschäftsführer Dr. Gerald Reisinger, Christane Lassnig, Sparkasse OÖ Regionalleiter Prok. Walter Wiesmayr, Robert Presl, DI Günter Rübig (FH-Förderverein Wels), Stefan Reichl, Harald Plöckinger (FH-Förderverein Wels), Bürgermeister Peter Koits und Stadtrat Peter Lehner.

Frauen dominieren beim diesjährigen Innovation Award FH Wels 2011: v.li.n.re: Bundesministerin Beatrix Karl, Silvia Nöbauer, Andrea Sonnleitner, Landesrätin Doris Hummer.