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Sozialministerium zeichnet Forschungsprojekt aus Oberösterreich aus

Ein Kooperationsprojekt der FH OÖ Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien in Hagenberg, von Fronius International und LIFETool gemeinnützige GmbH erhielt im September einen der drei mit insgesamt 18.000 Euro dotierten Wissenschaftspreise für Inklusion (WINTEC).„Welding Interaction in Future Industry“, kurz „WIFI“, überzeugte die Fach-Jury mit seinem innovativen Beitrag zur Förderung des Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung.


Das Forschungsprojekt hat zum Ziel alternative Interaktionslösungen für den Bereich des industriellen Schweißens zu entwickeln, die nicht nur die SchweißerInnen sondern auch Menschen mit einer Kraftminderung bzw. Lähmung der Arme und Beine unterstützen können.

Unterstützung für SchweißerInnen und Querschnittsgelähmte

„Menschen mit derartiger Beeinträchtigung, die zum Beispiel durch einen Schlaganfall oder einen Unfall hervorgerufen werden kann, und SchweißerInnen haben eines gemeinsam: Es fehlt Ihnen die Hand bzw. die zusätzliche Hand zur Erfüllung ihrer alltäglichen Aufgaben“, sagt Projektleiterin Mirjam Augstein, Forscherin und Professorin am FH OÖ Campus Hagenberg. Denn beim Schweißen werden beide Hände zur Brennerführung benötigt, der Blick der SchweißerInnen muss beim Lichtbogen bleiben und jede Bewegung der Finger kann eine Ungenauigkeit im Schweißprozess verursachen. Somit ist die Einstellung verschiedener Parameter wie Stromstärke oder Lichtbogenlänge, die über ein an die Stromquelle angeschlossenes Bedienpanel erfolgt, nicht ohne Unterbrechung des Vorgangs möglich. „Diese Funktionsbeeinträchtigung ist vergleichbar mit jener von Menschen, die zum Beispiel infolge eines Schlaganfalls oder Unfalls ihre Hände nur mehr eingeschränkt nutzen können oder querschnittgelähmt sind”, erklärt Augstein. „Mit Hilfe unserer WIFI-Schnittstelle sind sie aber in der Lage, Computer beziehungsweise das Panel zu bedienen ohne die Hände dafür einsetzen zu müssen,“ so die Professorin am FH OÖ-Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien weiter.

Sprache statt Hände

Die Steuerung funktioniert mit Hilfe von Sprachbefehlen. „Wir haben gemeinsam unter laufender Einbindung beider Zielgruppen eine Sprachsteuerung entwickelt. Diese soll bei industriellen Schweißgeräten und als Ergänzung für die mundgesteuerte Computermaus IntegraMouse Plus von LIFEtool zum Einsatz kommen“, sagt Augstein. Damit kann nicht nur der Schweißprozess effizient ablaufen und Menschen mit Beeinträchtigung der Zugang zu neuen Arbeitsfeldern eröffnet werden. Die Kombination der IntegraMouse mit der im Projekt entwickelten Sprachsteuerung bietet Menschen mit und ohne Behinderung zusätzlich die Möglichkeit, gemeinsam Computergames zu spielen und an E-Sport Events oder Live-Streaming-Portalen zur Übertragung von Videospielen teilzuhaben.

Für Karl Kaser, Forschungs- & Entwicklungsleiter bei LIFEtool, war es eine wertvolle Erfahrung, dass „erstmals die Industrie von unserem Wissen und unserer Erfahrung aus dem Bereich der Assistierenden Technologien profitieren konnte. Und dass zukünftig Lösungen und Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung günstiger werden können, wenn diese in einer höheren Stückzahl produziert werden, ist ein weiterer positiver Aspekt von WIFI.“ „WIFI zeigt, dass innovative assistierende Technologien sowohl der Industrie als auch Menschen mit Beeinträchtigung nutzen können. Wir wollen solche Technologien nicht nur entwickeln, sondern auch den Zugang zu diesen erleichtern. Es ist eine schöne Bestätigung unserer Bemühungen, für WIFI mit dem zweiten Platz beim WINTEC-Preis ausgezeichnet worden zu sein“, so Augstein.

FH OÖ-Forscherin Dr. Mirjam Augstein (im Bild 2.v.l.) mit den Projektpartnern DI Karl Kaser von LIFETool (l.) und Helmut Friedl von Fronius (r.) und Sozialministerin Mag. Beate Hartinger-Klein bei der WINTEC Preisverleihung in Wien. Foto: Christopher Dunker/BKA